Miguel Gallardo
Aus dem Spanischen von Isa Marin Arrizabalaga
68 Seiten, zweifarbig, Hardcover
Reprodukt
Einzigartig wie jeder andere auch
In Maria und ich stellt
uns Miguel Gallardo auf berührende Weise seine autistische Tochter
Maria vor und skizziert in klaren Worten die fremde und zauberhafte
Welt, in der sie lebt – soweit er sie von außen erraten kann.
Maria braucht eine klare Ordnung und feste Abläufe in ihrem Leben,
da es Autisten schwerfällt zukünftige Ereignisse vorherzusehen.
Wenn sie sich unwohl fühlt fängt sie an zu brüllen und ist nur
schwer zu beruhigen. Beim jährlichen gemeinsamen Urlaub der beiden
auf den Kanaren werden die Besonderheiten, Schwierigkeiten, aber auch
die bereichernden Momente des Zusammenlebens mit Maria greifbar.
Die verständnislosen Blicke, die Maria von einigen
Menschen auf sich zieht, verletzen nicht nur den fürsorglichen
Vater, sondern treffen auch den Leser. Solch bedrückende und
verärgernde Momente werden allerdings schnell wieder durch den
sonnigen und leichten Humor des Comics aufgelöst. Maria bei ihren
Lieblingsbeschäftigungen, wie stundenlang Sand durch die Finger
rieseln zu lassen oder immer wieder die Namen der ihr bekannten
Personen aufzuzählen, zu beobachten ist genauso faszinierend und
unterhaltsam, wie die ungewöhnlichen Gesprächen von Vater und
Tochter zu verfolgen.
Die detailverliebten Beschreibungen des Hotels, der
Urlaubsaktivitäten und der anderen Hotelgäste, die von der
herausragenden Beobachtungsgabe Gallardos leben, lassen die Erzählung
nachvollziehbar und zum Greifen nah erscheinen. Die Einfachheit der
groben Zeichnungen mit roter Schmuckfarbe – zum Beispiel bei Marias
Gebrüll, wenn sie nervös wird – unterstreichen die Handlung ohne
sie zu überschatten.
Der zärtliche und
stolze Blick des Vaters auf seine außergewöhnliche Tochter
überträgt sich automatisch auf den Leser, sodass am Ende des Comics
niemand etwas Falsches an der Aussage „Maria ist die beste Tochter,
die sich ein Vater wünschen kann.“ finden könnte. Die große
Leistung von Maria und ich ist
einen für viele schwer fassbaren Sachverhalt auf so
selbstverständliche Weise zu schildern, dass er einem ganz
alltäglich erscheint und so vielleicht einige Vorurteile gegen
Autisten ausgeräumt werden können. In fast Sachbuch-artigem Stil
wird erklärt, wie man am besten mit Maria und anderen Autisten
umgehen sollte und wie man ihnen das Leben erleichtern kann – zum
Beispiel hilft Gallardo seiner Tochter bei der Orientierung durch
Zeichnungen von Menschen und Gegenständen. Er drückt in diesem
Comic seine Dankbarkeit für alle Menschen aus, die Maria
unterstützen und ihr ohne Vorbehalte begegnen und seine tiefe,
staunende Liebe zu ihr.
Miguel Gallardo ist eher als Illustrator bekannt und hat
nur einige wenige Comics veröffentlicht. Für Maria und ich wurde
er mit mehreren Preisen bedacht.
Die
deutschsprachige Ausgabe von Maria
und ich von
Maria und Miguel Gallardo erschien 2010 im Reprodukt-Verlag, umfasst
68 Seiten, inklusive einem Nachwort der Kinder- und
Jugendpsychiaterin Amaia Hervas Zuñiga
und steht in der Renate Comicbibliothek in der Erwachsenenabteilung
zur Ausleihe zur Verfügung.
von Katharina Drescher
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